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Antisemitische Gewalt bleibt große Gefahr, NW Bünde 11.11.2021

Für das Maikomitee bleibt das Gedenken an die Pogromnacht Aufforderung zur Wachsamkeit

Von Ralf Bittner
Bünde
. Gut 50 Menschen erinnerten am Abend des 9. Novembers am Mahnmal auf dem alten jüdischen Friedhof an die Pogromnacht von 1938 und die in den folgenden Jahren ermordeten Bünder Jüdinnen und Juden. Auf das Verlesen der Namen der Ermordeten folgte ein kritischer Blick auf die Gegenwart verbunden mit dem Aufruf: „Erinnern heißt handeln!“ 

Eingeladen hatte das Maikomitee Bünde, ein Zusammenschluss von Deutschen Gewerkschaftsbund, Alevitischer Gemeinde, Verein International, Villa Kunterbunt und Initiative 9. November. Den programmatischen Redebeitrag hielt eine Vertreterin der Initiative 9. November. Die Gruppe hatte wegen Corona auf ihre Veranstaltungsreihe zu dem Datum verzichtet, nahm aber die historischen Ereignisse zum Anlass, einen Blick auf die Gegenwart zu werfen. 

Es ist nicht vorbei – das ist die erste Erkenntnis, die uns jeden Tag begleiten sollte“, sagte die Rednerin. In den vergangenen Jahren habe sich deutlich gezeigt, dass „Antisemitismus und die Relativierung der NS-Diktatur keine Randerscheinungen“ in der Gesellschaft seien. Für das Jahr 2020 führte der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus 1.909 gemeldete antisemitische Vorfälle auf. „Der Anschlag auf die Synagoge in Halle im Oktober 2019 zeige in aller Brutalität, „wie in unmittelbar die Gefahr antisemitischer Gewalt ist“, fuhr sie fort. 

Die verschwörungsideologischen Erzählungen im Kontext der Corona-Pandemie oder Polizistinnen, die auf dem Berliner Shoah-Mahmal Liegestütze machen, seien einige Beispiele von vielen dafür, wie verbreitet antisemitische und NS-relativierende Positionen in der Gesellschaft seien. Auch die von „Rassismus und Nützlichkeitserwägungen“ geprägte Abschottungspolitik an den EU-Außengrenzen zeige: „Es ist nicht vorbei“. Denn „wer das Sterben an den Grenzen der EU und auf dem Mittelmeer toleriere, mache sich mitschuldig“. Der Rechtfertigung des Auftretens rechtsextremer Verlage auf der Frankfurter Buchmesse als Teil eines „offenes Diskurses“ setzte die Sprecherin entgegen: „Kein Fußbreit des Faschisten“ – und das gelte überall und zu jeder Zeit.