Für einen kämpferischen 1. Mai

 

Redebeitrag von Aram Hame, Vorstandsmitglied des Vereins International Bünde, zur Kundgebung des Maikomitee am 1. Mai 2025 auf dem Tönnies-Wellensiek-Platz

Liebe Freundinnen und Freunde,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt,
liebe Gäste,

Heute feiern wir den Tag der Arbeit – ein Tag, der nicht nur eine historische Erinnerung an die Kämpfe der Arbeiterbewegung ist, sondern eine fortdauernde Botschaft des Einsatzes für Gerechtigkeit, Würde und die Rechte all jener, die mit ihrer Arbeit diese Welt aufbauen. Diese Rechte wurden erkämpft, und sie müssen auch weiterhin verteidigt werden.

Gerade stehe ich vor Euch als Geflüchteter, der in dieses Land kam, um dem Krieg und der Unterdrückung zu entkommen – und hier in Bünde Hoffnung auf ein würdiges Leben fand. In dieser vielfältigen Gesellschaft fand ich die Chance zur Teilhabe und Zugehörigkeit. Und das ist genau die Stärke Deutschlands, die wir zusammen bewahren sollen.

In den letzten Jahren beobachten wir in Deutschland eine besorgniserregende politische Entwicklung: Rassistische Haltungen und Fremdenfeindlichkeit nehmen zu. Diese Einstellungen sind längst nicht mehr am Rand der Gesellschaft zu finden, sondern dringen zunehmend in den öffentlichen Diskurs, in politische Entscheidungen und in institutionelle Strukturen ein.

Dieser Anstieg hat viele Ursachen: Wirtschaftliche Unsicherheit, soziale Spannungen und eine tiefsitzende Angst vor Veränderung. Doch statt diesen Herausforderungen mit Gerechtigkeit und Solidarität zu begegnen, setzen einige politische Kräfte auf Ausgrenzung, Angst und Nationalismus.

Der Auftsieg der extremen Rechten bedroht nicht nur Geflüchtete und Minderheiten – er gefährdet die Grundlagen der Demokratie. Denn er stellt die Gleichheit aller Menschen infrage und untergräbt zentrale Werte wie Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit und gesellschaftliche Vielfalt.

Diese Kräfte wollen Spaltung statt Zusammenhalt, Abschottung statt Offenheit, Ergoismus statt soldarisches Handeln.

Gerade jetzt ist es unsere Verantwortung: Nicht zu schweigen, weil die Geschichte uns zeigt:
Wenn Hass toleriert wird, folgt Gewalt. Wenn Rassismus verharmlost wird, verfestigt er sich.
Der Kampf gegen diskriminierende Politik ist nicht nur unsere Aufgabe, es ist die Pflicht aller, die an Demokratie und Gerechtigkeit noch glauben.

Weltweit erleben wir den Aufstieg eines brutalen Kapitalismus, der Mensch wird zum Werkzeug degradiert, Umwelt und Ressourcen werden ausgebeutet, Gesellschaften werden gespalten. Alles im Namen des Profits, und unsere Hoffnung an diesem Tag ist es, die hart erkämpften Errungenschaften der Arbeiterinnen- und Arbeiterbewegung zu verteidigen. Wir werden weiter und stark für soziale Gerechtigkeit und für faire Löhne kämpfen.

Vergessen wir bei dieser Gelegenheit nicht, unseren türkischen Freundinnen und Freunden unseren Respekt zu zollen, die beim Aufbau Deutschlands eine wichtige Rolle gespielt haben und weiterhin spielen.

Lasst uns gemeinsam eine Gesllschaft aufbauen, die alle einschließt, unabhängig von Herkunft, Religion oder Hautfarbe.
Lasst uns mit einer Stimme sagen: Arbeiterrechte und Menschenrechte sind unteilbar,
nein zu Rassismus, nein zu Diskriminierung.
Ja zu Würde, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung!

„Leben wie ein Baum, einzeln und frei, brüderlich wie ein Wald“ (Nazim Hikmet, türkischer Dichter und Dramatiker, 1902 - 1963)

Für einen kämpferischen 1. Mai.