Von Florian Weyand
Bünde. Seit Jahren wird über die künftige Nutzung des Areals rund um das Dietrich-Bonhoeffer-Haus in der Bünder Innenstadt diskutiert. Nachgedacht wird über einen Abriss des markanten Backsteingebäudes, das nicht mehr den heutigen energetischen Ansprüchen entspricht. Doch wie soll das Bonhoeffer-Haus ersetzt werden? Über die Pläne wollte die Gemeinde gemeinsam mit der Verwaltung bereits im Herbst dieses Jahres informieren. Doch dieses Vorhaben wurde verworfen. „Die Sache verzögert sich weiter. Wie es bei diesen Projekten oft ist, dauern die Prozesse länger als gewünscht“, sagt Pfarrer Sieghard Flömer. Doch schon bald könnte eine Entscheidung fallen, wie jetzt aus dem Rathaus zu hören ist.
Bereits 2018 stellte die Kirchengemeinde einige Überlegungen zur künftigen Nutzung öffentlich vor. Geplant waren vor etwa vier Jahren der Abriss des Bonhoeffer-Hauses und der anschließende Neubau von zwei Gebäuden an gleicher Stelle. Das eine Gebäude soll dabei als Investitionsobjekt und auf Erbpacht-Basis Einnahmen für die Gemeinde generieren. Damit sollen das Haus selbst und auch das zweite Gebäude – das als reguläres Gemeindehaus genutzt werden soll – finanziert werden.
Gemunkelt wird seitdem auch immer wieder, dass die Stadtbücherei, die sich derzeit an der Eschstraße befindet, in das neue Gebäude einziehen soll. Diese Idee hatte unter anderem die CDU im Juli 2020 ins Spiel gebracht. „Für uns gehört die Stadtbücherei in die Innenstadt. Mir schwebt langfristig vor, gemeinsam mit der Kirchengemeinde im Bereich des heutigen Bonhoeffer-Hauses themenverwandte Einrichtungen unterzubringen“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Martin Schuster vor mehr als zwei Jahren. In direkter Nachbarschaft zur Laurentiuskirche könne damit ein echter Frequenzbringer in der Bünder Innenstadt entstehen, teilte der Christdemokrat weiter mit.
Die Stadt Bünde ist bei den Planungen für die künftige Nutzung jedenfalls mit im Spiel. Das bestätigt Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz auf Anfrage der Neuen Westfälischen. „Es gibt Pläne und langfristige Gespräche zwischen der Gemeinde und der Verwaltung“, sagt sie. Für Mitte Januar sei ein weiteres gemeinsames Treffen angesetzt. Darin sei auch die neue Technische Beigeordnete involviert. Anschließend wolle man gemeinsam an die Öffentlichkeit gehen, erklärt Greiner-Rietz. Das könnte schon Ende Januar passieren.
Zuletzt ist das Bonhoeffer-Haus unter anderem noch von den „Neuen Alten“ und auch dem Verein International genutzt worden. Das ist im neuen Jahr nicht mehr möglich. Von Januar bis März 2023 wird das Gebäude erst einmal geschlossen – um Energie zu sparen. Veranstaltungen der Gemeinde sollen in dieser Zeit ausschließlich in der Arche Noah und im Volkeninghaus in Südlengern-Dorf stattfinden. Das hatte die Lydia-Gemeinde bereits Ende Oktober angekündigt. Nach der Maßnahme werden die „Neuen Alten“ wohl nicht mehr in das Bonhoeffer-Haus zurückkehren. Die Senioren treffen sich für ihre Veranstaltungen, zu denen auch Vorträge gehören, künftig in der Altentagesstätte an der Klinkstraße.
Und auch die Zukunft des Vereins International ist ungewiss. Dieser bot im Bonhoeffer-Haus Sprachkurse an, leistete Integrationsarbeit und betrieb auch eine Fahrradwerkstatt. Doch neue Verträge zur Nutzung des Bonhoeffer-Hauses möchte die Lydia-Gemeinde erst einmal nicht mehr eingehen. „Wir können dem Verein International keine Zusagen geben, weil wir nicht wissen, wann vielleicht schon ein Teil des Gebäudes abgerissen wird“, sagt Flömer. Damit möchte man Irritationen vermeiden. „Wir wollen den Leuten ja auch eine gewisse Planungssicherheit geben“, sagt er. Aktuell könne man nicht zusagen, dass das Bonhoeffer-Haus im Jahr 2023 zu nutzen sei. Daher wolle man als Gemeinde lieber keine Verträge mehr abschließen.
Ganz ohne Gebäude steht der Verein International aber nicht da. Die Verwaltung hat einen Umzug in das ehemalige britische „Medical Centre“ an der Kleiststraße in Hunnebrock vorgeschlagen. Doch von der Idee sind die Verantwortlichen des Vereins nicht begeistert. Einige Angebote, die im Bonhoeffer-Haus möglich sind, seien in der neuen Einrichtung nach Meinung des Vereins International nicht durchführbar. Zudem wird die Randlage in Hunnebrock kritisiert. Das fördere „Gettobildung und Parallelgesellschaften und steht im Widerspruch zur öffentlich propagierten Willkommenskultur“, teilte der Verein zuletzt mit.