Nach zum Teil heftigen Vorwürfen der Organisation gegen die Stadt Bünde, hat es nun eine Einigung im Streit um ein neues Domizil gegeben.
Von Gerald Dunkel
Bünde. Der Disput zwischen dem Verein International und der Stadt Bünde scheint nun beigelegt zu sein. Über Monate warf der Verein, der sich für Flüchtlingshilfe engagiert, der Stadtverwaltung vor, seine Arbeit blockieren zu wollen. Grund dafür war eine neue Bleibe für die Ehrenamtler, die bis jetzt noch im Bonhoeffer-Haus in der Stadtmitte ihren Sitz haben. Bis Ende September müssen sie umziehen. So hat es der Sozialausschuss jetzt beschlossen.
In den vergangenen Wochen hat die Stadt Bünde das Community Center an der Kleiststraße in Hunnebrock innen auf Vordermann gebracht. Bis Ende 2014 nutzten die dort lebenden Soldaten der im Kreis Herford stationierten britischen Streitkräfte die Einrichtung unter anderem als Begegnungsstätte für die Soldatenfamilien. Aktuell nutzt die Volkshochschule zwei größere Räume vormittags für Sprachkurse für Geflüchtete und Asylbewerber. Ansonsten steht das Gebäude, das weitere Räume und eine Küche hat, ungenutzt leer.
Da das Dietrich-Bonhoeffer-Haus in nächster Zeit aber abgerissen werden soll, um unter anderem Platz für ein neues Gemeindehaus zu schaffen, muss der Verein International dort ausziehen. Die Stadt zahlt dafür bislang 2.000 Euro Mietkostenzuschuss pro Quartal an den Verein.
Schon seit geraumer Zeit hat die Stadt dafür das Communitiy Center im Blick. Doch dem Verein International schmeckte das ganz und gar nicht. Wie dessen Vorsitzender Ulrich Papke in der Vergangenheit immer wieder erklärte, hielten er und seine Mitstreiter das Gebäude für ungeeignet, weil Platz für eine Fahrradwerkstatt fehle. Dort reparieren und lagern die Vereinsmitglieder Fahrräder für Bedarfssuchende. Im Community Center sah Papke keine Lagerungsmöglichkeit. Ebenso fehlte den Ehrenamtlern ein Raum für vertrauliche Gespräche. Doch diese Vorbehalte wurden am Mittwochabend offensichtlich zerstreut.
Sozialamtsleiter Stefan Bohnhorst präsentierte dem Ausschuss für Soziales und Integration die zum Teil renovierten Räume an der Kleiststraße in Hunnebrock bei einer Präsentation. Vor der Sitzung konnten sich die Ausschussmitglieder das Community Center vor Ort ansehen. „Wir haben einige Sanierungen vorgenommen. Das Gebäude bietet auch Platz für eine Fahrradwerkstatt“, so Bohnhorst, der mit Bezug auf die Vorwürfe Papkes gegenüber der Stadtverwaltung mit der rhetorischen Frage schließt: „Ich frage mich, ob das, was wir dem Verein hiermit unentgeltlich zur Verfügung stellen, wirklich als fehlende Wertschätzung seiner Arbeit bezeichnet werden kann.“ So nämlich stufte der Vorsitzende des Vereins International die Haltung der Stadtverwaltung in öffentlichen Statements ein.
Auch der sonst so besonnene erste Beigeordnete Günther Berg, der in seiner Funktion auch den Bereich Soziales bei der Stadt Bünde verantwortet, gab zu, sich über die Äußerungen Papkes „sehr geärgert“ zu haben. „Ich möchte dem Vorwurf entschieden entgegentreten, dass wir als Stadt die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit nicht unterstützen würden“, so Berg in der Sitzung am Mittwochabend.
Ferner sagte der erste Beigeordnete mit Blick in Richtung Ulrich Papke: „Ich habe den Verein International wissen lassen, dass wir über alles reden können, so wie das mit allen anderen Vereinen auch funktioniert. Aber dieser öffentliche Eindruck, der dadurch entstanden ist, ist nicht gut für die Stadt.“
Ulrich Papke, der selbst kein Ausschussmitglied ist, konnte in der Sitzung erst nach Zustimmung des Gremiums das Wort erteilt werden. Er erklärte, dass sich der Verein in der Vergangenheit auch verschiedene Ladengeschäfte angesehen habe. Nichts habe sich als geeignet erwiesen. „Wir haben erkannt, dass es schwierig ist. Ich kann mich aber auch nicht daran erinnern, dass sich mal jemand von der Stadtverwaltung im Bonhoeffer-Haus blicken ließ, um sich unsere Arbeit anzusehen“, so Papke mit einem Seitenhieb in Richtung Stadtverwaltung.
Versöhnlich fuhr er fort und sagte: „Wir sind grundsätzlich nicht mehr gegen das Community Center an der Kleiststraße, weil wir doch festgestellt haben, dass die Möglichkeiten sehr schlecht aussehen“, so der Vorsitzende des Vereins International. Er stellte allerdings die Bedingung, dass für die Fahrradwerkstatt ein vom Verein gekaufter Container aufgestellt werden solle. Dafür solle die Stadt den Vorplatz vor dem Community Center zur Verfügung stellen. „Unter den Bedingungen könnten wir uns einen Umzug vorstellen“, so Papke. Möglicherweise könnte aber auch ein Raum im Gebäude dafür genügen, das von Papke noch nicht komplett besichtigt wurde.
Günther Berg freute sich über „die Kompromissbereitschaft“ Papkes. Ein Umzug bis Ende Juli, wie es in der Beschlussvorlage vorgesehen war, schien allerdings unrealistisch zu sein. Bis Ende September hat der Verein International nun Zeit, vom Bonhoeffer-Haus an die Kleiststraße umzuziehen.