Aus Jugendheim wird Kindergarten, NW 13.06.2017

 

Ennigloh: Zahlreiche Vereine und Gruppen müssen sich ab dem kommenden Jahr eine neue Heimat suchen. Dann sollen im heutigen Jugendheim bis zu 45 Kindergartenkinder untergebracht werden

Von Stefan Boscher

Bünde. Im Stadtteil Ennigloh soll in den nächsten Monaten eine neue Kindertageseinrichtung entstehen: Das Jugendheim an der Ellersiekstraße 65 am Sportplatz, in unmittelbarer Nähe zur Bünder Welle und zum Minigolfplatz, soll für die neue Nutzung komplett umgebaut werden. Das Nachsehen haben mehrere Vereine und Gruppen, die die Räume bisher nutzen. Für sie ist nach jetzigem Stand ab Januar kein Platz mehr in dem Haus. 

Über entsprechende Überlegungen im Rathaus vor dem Hintergrund steigender Kinderzahlen in Bünde hatte die Neue Westfälische bereits im Februar exklusiv berichtet. Nun werden die Pläne konkreter. 

Das Gebäude gehört den Kommunalbetrieben Bünde (KBB), einer 100-prozentigen Tochter der Stadt Bünde. Es eignet sich deshalb so gut als Standort, da sich in nur etwa 150 Metern Entfernung bereits die Kita Dustholzstraße befindet, an die die neue Einrichtung angedockt werden könnte. Träger ist der Kirchenkreis Herford. Dieser stehe einer Erweiterung der Einrichtung "sehr offen gegenüber", wie es beim städtischen Jugendamt heißt. 

Erste Gespräche zwischen dem Landesjugendamt, der Stadt Bünde und dem Kirchenkreis haben bereits stattgefunden: Nach den Planungen sollen zwei Gruppen entstehen, im Erdgeschoss sollen 20 Plätze für Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren geschaffen werden, im Obergeschoss könnten 20 bis 25 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren einziehen. 

Bevor die "umfangreichen Bauarbeiten" beginnen können, muss geklärt werden, ob das Obergeschoss aus brandschutztechnischer Sicht überhaupt für diesen Zweck genutzt werden kann. Dann müssen unter anderem kindgerechte Sanitäranlagen eingebaut und zusätzliche Rettungswege geschaffen werden, es fehlen Dachfenster, bestehende Fenster müssen saniert werden, im Obergeschoss fehlt Dämmung. 

Auch das Außengelände muss für eine Nutzung als Kita-Spielplatz entsprechend gestaltet werden. Allein das werde "erhebliche finanzielle Aufwendungen verursachen", so das Jugendamt. 

Die Kosten, die ein Umbau des Jugendheims verursachen würde, sind noch nicht beziffert. Das Jugendamt hofft jedoch, dass ein Großteil vom Land oder vom Bund getragen werden könnte. "Mit Blick auf die steigenden Kinderzahlen in Bünde soll der Umbau möglichst bis zum 1. August 2018 abgeschlossen sein", formuliert das Jugendamt den Auftrag.  Das Jugendheim Ennigloh wird von verschiedenen Vereinen und Gruppe genutzt, unter anderem vom Verein International, Selbsthilfegruppen, einer Akkordeongruppe und dem Kulturkarree. Hinzu kommen weitere Vereine, deren Jugendgruppen etwa 15 Mal im Jahr hier Übernachtungen veranstalten. Und: Der DFB-Stützpunkt, der Bünder SV und der Verein International haben im Erdgeschoss des Hauses feste Büros. 

Einzig dem Verein International wurden von der Stadt Bünde bisher alternative Räumlichkeiten angeboten: Die Mitglieder könnten für ihre Angebote das ehemalige so genannte frühere Medical-Center an der Kleiststraße 50 im Stadtteil Hunnebrock nutzen. 

Die im Keller liegenden Umkleidekabinen werden von mehreren Vereinen genutzt. Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern. "Für die übrigen Nutzer würde das Jugendheim spätestens ab 1. Januar 2018 nicht mehr zur Verfügung stehen", so das Jugendamt. Dann sollen die Arbeiten beginnen.

 

Der zuständige Jugendhilfeausschuss muss dem Vorhaben zustimmen. Das Gremium tagt das nächste Mal am Dienstag, 20. Juni, ab 19 Uhr im Rathaus.