Gemeinsames Erlebnis: Geflüchtete und Ehrenamtler waren zusammen unterwegs

Bünde. Das Naherholungsgebiet Hücker Moor war wieder das Ziel der traditionellen Sommerradtour des Vereins und Café International. Rund 25 Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer beteiligten sich zum Ende der Schulferien an der vierstündigen und 22 Kilometer langen Strecke durch das Bünder Umland. Die Aktion wurde organisatorisch und logistisch unterstützt von der Ortsgruppe des ADFC Bünde.

"Es geht uns bei dieser Radtour weniger um Freizeitgestaltung, sondern um eine Erkundung und Vermittlung sehenswerter Orte im Bünder Land," so Ulrich Papke, Vorsitzender des Vereins International und ortskundiger Führer der Tour. Im Mittelpunkt stand diesmal das Thema alternative Energie.

Haltepunkt im Standteil Ahle war ein Erdwall parallel zur Else. "Unter unseren Füßen befindet sich eine Erdgasleitung aus Russland, die Deutschland mit Gas versorgt", verriet Papke den Radlern beim ersten Stopp. Weiter ging es zum Standort von zwei Windrädern, um den Teilnehmern die Bedeutung alternativer Energieerzeugung zu verdeutlichen. Jenseits der Landesgrenze zu Niedersachsen in Groß-Aschen wurde das kleine Wasserkraftwerk besichtigt, das ebenfalls der Stromerzeugung dient. "Wenn jemand wissen möchte, wie Deutschland vor 50 Jahren ausgesehen hat, muss er sich Groß-Aschen ansehen", lobte Papke den historischen Ortskern des Dorfes.

Zuvor hatten sich die Radler das Gelände des Tierheims in Ahle angesehen. Dort werden zur Zeit mehr als 40 junge Katzen aufgepäppelt. Bei Kaffee und Kuchen am Hücker Moor wurden die Eindrücke der Flüchtlinge mit den ehrenamtlichen Begleitern ausgetauscht.

Integrationsrat: Mitglieder sprechen sich für Antrag der Liste Pro Integration aus

Von Niklas Krämer

Bünde. Die Debatte im Integrationsrat war lang und teilweise lebhaft. Im Endeffekt haben sich die Mitglieder des Integrationsrats mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass der Verein International den Gremien, von denen er finanzielle Unterstützung erhält, Auskünfte über die Einnahmen und Ausgaben der vergangenen zwölf Monate geben muss.

Es sollen aber nicht nur die Einnahmen von der Stadt Bünde, sondern auch Zuwendungen von anderen Behörden aufgelistet werden. Da zwei Mitglieder des Integrationsrats im Vorstand des Vereins International tätig sind, durften sie an der Abstimmung nicht teilnehmen. Den Antrag hatte die Liste Pro Integration eingereicht. "Wir wollen damit nicht in Abrede stellen, dass der Verein International gute Arbeit leistet", erklärte Jana Nagel von der Liste Pro Integration. "Es gab nur viele Unklarheiten, die wir damit geklärt haben wollen." Manche Geschichten aus der Vergangenheit würden Fragen aufwerfen. So gab es Verwirrungen um beantragte Zuwendungen und deren genaue Verwendung. Als Beispiel nennt die Liste Pro Integration in ihrem Antrag einen Schwimmkurs für Flüchtlinge, dessen Mittel der Verein International stellvertretend für die DLRG beantragt hat. Die DLRG stellte später wiederum klar, dass sie daran nicht beteiligt gewesen sei (die Neue Westfälische berichtete).

"Das hinterlässt einen faden Beigeschmack. Sie müssen aufpassen, dass sie nicht die Befürworter, die sie haben, verlieren", sagte Norbert Darnauer (UWG) in Richtung des Verein International. Günther Berg, Erster Beigeordneter, stellte klar, dass ihm viel daran gelegen sei, dass es den Verein International gebe. Es werde dort wertvolle Arbeit geleistet. "Aber es ist Vertrauen verloren gegangen, das wieder aufgebaut werden soll", sagte Berg. Im ursprünglichen Antrag war ein Passus vorhanden, der besagte, dass der Verein International auch Spenden offenlegen müsse. "Die Darlegung der kompletten Einnahmen verletzt das Gebot der Verhältnismäßigkeit", meinte Joachim Simke (SPD). Dieser Passus wurde letztendlich vom Antragsteller gestrichen. "Sehen Sie es als Chance, einmal im Jahr zu zeigen, was sie alles gemacht haben", meinte Jana Nagel.

 

 Verein International jetzt im Dietrich-Bonhoeffer-Haus

 Von Thomas Klüter

Bünde (WB). Eine neue Kita wird im Jugendheim in Ennigloh entstehen. Die Räume, die bisher vom Verein International für die Hilfe für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung genutzt wurden, stehen den freiwilligen Helfern nicht mehr zur Verfügung. Jetzt hat der Verein ein neues Zuhause im Dietrich-Bonhoeffer-Haus gefunden und feierte das mit vielen Besuchern.

Die Schrecken der Flucht und die Probleme mit den Behörden hier in Deutschland schienen fast vergessen auf dem Frühlingsfest des Vereins International in und rund um das Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Kinder rutschten lachend die aufblasbare Riesenrutsche des Atlantis-Spielmobils herunter, junge Männer versuchten am Tischkicker Tore zu schießen, überdimensionale Seifenblasen flogen durch die Luft und gemeinsam hatten Helfer und Besucher ein Buffet mit Leckereien aus verschiedenen Ländern vorbereitet. 

Frühlingsfest des Vereins International

  Foto: Thomas Klüter

In Gesprächen wurde aber deutlich, dass der Alltag anderes aussieht. Täglich bitten Menschen die 20 freiwilligen Helfer um Unterstützung. Bei Alltagsproblemen helfen die Vereinsmitglieder, bei der Wohnungssuche, bei Anträgen für das Jobcenter, sie informieren über Gefahren im Internet, geben Deutschkurse, verkaufen Fahrräder für einen geringen Kostenbeitrag und reparieren sie oder setzen sich mit Behörden auseinander, um einen Familiennachzug zu ermöglichen. 

Die neuen Räume bieten da zumindest jeden Donnerstag zwischen 14 und 17 Uhr beim Café International eine gemeinschaftliche Abwechslung. 

Freiwillige gesucht

Zur Unterstützung kann der Verein gut noch freiwillige Helfer gebrauchen, da drei krankheitsbedingt ausgefallen sind. Auch sucht das Team Interessierte, die Spaß daran haben, sich regelmäßig mit einem der neuen Bünder zusammenzusetzen und über Alltägliches zu diskutieren. Dadurch soll mehr Routine und Sicherheit in den Umgang mit der deutschen Sprache kommen.

 

 

 

Treffpunkt: Das Café International trifft sich jeden Donnerstag und lädt besonders Flüchtlinge auf Tee und Kuchen ein. Jetzt feierte das Café Frühlingsfest

Bünde (neb). Es gibt sie immer noch: Situationen, in denen Flüchtlinge aufgrund ihrer Hautfarbe oder Sprache benachteiligt werden. Der "Verein International" setzt sich seit über 20 Jahren für Emanzipation der Flüchtlinge und Migranten ein.

Durch Sprachkurse, Helfen beim Ausfüllen von Formularen, Hilfe bei der Wohnungssuche und weitere Aktivitäten hilft der Treffpunkt, dass sich die Flüchtlinge in der Zigarrenstadt besser zurechtfinden. Jeden Donnerstag trifft sich der Verein im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, wo das Ganze seit dem Umzug im März stattfindet, in der Bünder Innenstadt zum "Café International". 

Diesmal lud das Helferteam, wie sich die Mitarbeiter des Vereines nennen, zum Frühlingsfest. Es gab Hüpfburgen und Kinderschminken. Daran durften sich die Flüchtlinge auch selbst beteiligen. Beispielsweise brachte die 28-jährige Nitifa eine Gebäck-Spezialität aus ihrem Heimatland Tadschikistan mit. 

Des Weiteren hatte jeder die Chance, ein Kärtchen zu beschriften und dieses an einen Luftballon gebunden gen Himmel zu schicken. "Sie dürfen dort ihre Wünsche und Träume aufschreiben und an den Himmel senden", erklärte Team-Mitglied Dagmar Brachmann. Und davon gab es sicher jede Menge.

 

Benefiz-Veranstaltung: Flüchtling Fadi Youssef spielt ein Konzert und sammelt Geld für den Verein International

Von Maurice Arndt

Bünde. Er singt auf Deutsch und Arabisch. Er spielt Gitarre, Geige, Klavier und Oud - und er kann keine Noten lesen. Dennoch spielte Fadi Youssef, der aus Syrien geflüchtet ist, im Ergo Vivamos ein Konzert und sammelte nebenbei noch Geld für den Verein International.

"Ich mache schon immer Musik", erklärte Youssef. 2002 habe er sein erstes Instrument gelernt und sich seitdem immer wieder an Neuem probiert. Das Besondere: "Ich habe mir alle Instrumente selber bei gebracht - ohne irgendwelche Tipps oder Erklärungen." Viel Zeit und Arbeit investiert er in die Musik aber erst seit er vor drei Jahren nach Deutschland gekommen ist. 

In Deutschland hat er nämlich Simon van den Berg kennengelernt. Van den Berg ist ebenfalls Musiker und musikalisch mittlerweile kaum noch von Youssef zu trennen. Denn: Der Syrer spielt teilweise in der Band von van den Berg. Andererseits ist van den Berg Mitglied in einer arabischen Band des Flüchtlings und bei Solo-Auftritten von Youssef ist van den Berg auch meistens dabei. Gemeinsam spielen die Beiden nahezu jede Musikrichtung: "Jazz, Metal, arabischer Pop, Rock", zählt van den Berg einige Beispiele auf.

Und alles ganz ohne Noten. "Könnte ich Noten lesen, hätte ich Musik studiert", meinte Youssef. So ist er nun aber Zahntechniker geworden. "Etwas komplett anderes - ich weiß", der Syrer lachend. 

Dafür kann er sich bei der Musik allerdings voll und ganz auf sein Gespür verlassen. "Ich weiß jetzt schon nicht mehr, was ich gerade gespielt habe", sagte er beispielsweise, während seines Auftrittes. Die Nummern, die er ohne Gesang spielt, sind nämlich gänzlich improvisiert. Die Lieder mit Gesang sind zumindest Abwandlungen von bereits komponierten Liedern.

Bemerkenswert ist der Gesang des Flüchtlings, der lediglich anderthalb Monate auf die Sprachschule gehen konnte. "Alles Weitere habe ich mir selber beigebracht", so Yousef. Und wie die selbst erlernten Instrumente, beherrscht er mittlerweile auch die deutsche Sprache so gut, dass er mit ihr Konzerte singen kann.

Während des Konzertes im Ergo Vivamos sammelte Youssef Geld für den Verein International, der in der Flüchtlingshilfe aktiv ist. Der Verein stellte die Verbindung zwischen dem Künstler und den Betreibern des Saals her und ermöglichte so das Konzert. Das Ergo Vivamos spendet alle Getränke-Einnahmen an die SOS-Kinderdörfer.