Benefiz-Veranstaltung: Fadi Youssef, Flüchtling aus Syrien, spielt demnächst Geige im Ergo Vivamus - zugunsten der Flüchtlingsarbeit im Verein International. Über die Musik als Therapieform für Künstler und Publikum

Von Maria Bürger de Castillo

Bünde. Viele sehen Flüchtlinge als Ursache so mancher Probleme an, die uns im Moment belasten. Bei einer Veranstaltung am Samstag, 21. April, 20 Uhr im Ergo Vivamus stellt sich der syrische Flüchtling Fadi Youssef als jemand vor, der eine Bereicherung ist. Als exemplarisches Beispiel dafür, dass die Flüchtlinge den Menschen hier mehr bieten können als das, was im Bewusstsein vieler beherrschend ist.

Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen sind gar nicht so selten, wenn man viel Kontakt mit Flüchtlingen hat. Man kann sich kaum vorstellen, dass auch Fadi Youssef erst vor knapp drei Jahren den Schrecken, die seine Heimat zerstörten und zerstören, entkommen ist. Man mag sich fragen: Inwieweit ist er noch innerlich beschäftigt mit den Themen von Krieg, Tod und Zerstörung? Gerettet hat er sich durch die Flucht nach Deutschland, er konnte in Bünde zuerst seinen Vater, dann auch Mutter und zwei Geschwister finden. Heilung sucht und findet er in seiner Musik. 

Sind wir darum häufig so abweisend gegenüber den Flüchtlingen, weil sie uns an das erinnern, was wir längst abgelegt zu haben glauben? Sie bringen Erfahrungen mit, wie sie unsere Vorfahren vor drei Generationen im Zweiten Weltkrieg und danach gemacht haben. Sie betreffen in unserer Gegend jede Familie. 

Vor drei Generationen gab es zwölf Millionen deutsche Vertriebene und Flüchtlinge. Wie gegenwärtig die Erinnerung daran ist, kann man manchmal unter Senioren erleben: Was war schlimmer, der Verlust von allem Besitz in Schlesien und die anschließende Flucht aus Schlesien oder die Angst in den im Bunker zugebrachten Bombennächten im Ruhrgebiet? Wir Jüngeren wollen weder an die Täter- noch an die Opferrollen unserer Großväter erinnert werden. 

Dann gibt es die Bürger, die sich um Flüchtlinge kümmern. Die ihnen helfen bei ersten Schritten, bei Behördengängen, beim Sich-Zurechtfinden in neuer Umgebung. Sie organisieren Deutschkurse und Möglichkeiten, Brücken zwischen Fremden und Einheimischen zu bauen.

Einen großen Anteil an dieser Arbeit hat in Bünde der Verein International auf sich genommen. Seit drei Jahren ist er in diesem Feld tätig, besonders durch das Café, das jeden Donnerstag von 14 - 17 Uhr zuerst in Ennigloh und jetzt im Bonhoeffer-Haus stattfindet. Überdurchschnittlich repräsentiert sind bei dieser Arbeit Menschen, die selber die Erfahrung von Flucht und Vertreibung als Kinder gemacht haben. 

Auch das Ergo Vivamus an der Mathilde-Mayer-Straße ist ein solcher Ort des Brückenbaus im Felde der Gesundheit im weitesten Sinne. Zahlreiche Kurse, die zu Bewegung und Tanz einladen, und kulturelle Angebote dienen häufig wohltätigen Zwecken. Am 21. April bietet es dem jungen Künstler Fadi Youssef den Raum, gemeinsam mit einem Freund am Klavier und auf der Geige zu improvisieren und auch ein Lied aus der Heimat zu singen. Der Eintritt ist frei, es wird um eine Spende zugunsten der Flüchtlingsarbeit im Verein International gebeten.

Die hoffentlich zahlreichen Besucher können sich von Fadi Youssefs Musik verzaubern lassen und spüren, wie seine Geige nicht nur frische Traumata bei ihm selbst heilen kann, sondern auch unsere eigenen uralten - wenn wir sie uns bewusst machen und den Raum der Heilung für sie öffnen. 

´ Maria Bürger de Castillo, Autorin dieses Textes, engagiert sich selbst sehr aktiv in der Flüchtlingshilfe.

 

Zum Artikel "Verein International soll stärker kontrolliert werden" (NW vom 26. März) über den Antrag der Liste Pro Integration schreibt uns diese Leserin:

Da stelle mer uns ma janz dumm, heißt es in der Feuerzangenbowle, als es darum geht, eine Dampfmaschine zu erklären. Im täglichen Miteinander mit Menschen aus anderen Ländern habe ich besonders in den letzten drei Jahren mich darin geschult, komplizierte Sachverhalte in einfaches Deutsch zu übersetzen.

Also, stellen wir uns mal ganz dumm: Es gibt Menschen, die gern schwimmen lernen möchten, aber kein Geld haben, einen Kurs zu bezahlen.  Was tut der Verein, der diesen Menschen helfen möchte?  Schickt er seine ehrenamtlichen Helferinnen ins kalte Wasser, damit sie afghanischen Männern das Schwimmen beibringen? Nein, das tut er nicht.

Sondern? Er stellt einen Antrag. Wozu? Er möchte, dass die Stadt Bünde das Geld vom Land Nordrhein-Westfalen bekommt.  Was macht er mit dem Geld?  Steckt er sich das in die eigene Tasche? Nein, er bezahlt einen Schwimmlehrer dafür, dass er den Leuten das Schwimmen beibringt.

Wo findet er einen solchen Schwimmlehrer? In seinem eigenen Verein? Nein, er geht ins Hallenbad, dahin, wo geschwommen wird, da gibt es einen anderen Verein. Wann macht er das? Natürlich erst, wenn er weiß, ob er das Geld auch kriegt. Weitere Fragen?

Maria Bürger-de Castillo, 32257 Bünde



Zum Artikel "Verein International soll stärker kontrolliert werden", NW von Montag, schreibt uns dieser Leser: 

Zum wiederholten Male berichtet die NW über Anfragen im Stadtrat bzw. im Integrationsrat oder jetzt seitens der so genannten Liste Pro Integration, dass man über die Finanzierung des Verein International Auskunft verlange.

Diese gegenüber den Geldgebern grundsätzlich berechtigte Forderung wird hier wieder einmal - nämlich genauso wie zuvor bereits vom Ratsherrn Norbert Darnauer - zur Diskreditierung der Vereinsarbeit benutzt. Worum geht es der Liste Pro Integration denn eigentlich?

Will diese Gruppe von Leuten, deren programmatischer Name in Bünde bisher das einzige ist, was die Öffentlichkeit von ihr kennt, ernsthaft behaupten, dass andere Initiativen bei der Förderung ihrer Aktionen zur Unterstützung von Hilfsbedürftigen vom Verein International verdrängt würden? Es gibt da kein Gedrängel, wenn es darum geht, Menschen zu helfen. Dass Geld- und Sachmittel allein nicht viel ausrichten, wissen die vielen Ehrenamtlichen jener Bünder Gruppen, die tatsächlich in der Flüchtlingshilfe arbeiten und Integration fördern. - Schade. Bei dieser Arbeit ist die erwähnte Liste Pro Integration noch nicht aufgefallen ...

Wie zahlreiche andere Bünder Bürger fördere ich den Verein International unter anderem mit Geldspenden. Damit unterstütze ich nicht nur seine Arbeit, sondern drücke auch dem seit Jahren ungebrochenen Engagement seiner Mitglieder mein Vertrauen aus, besonders dem von Ulrich Papke und Ute Fröhlich, deren selbstloser Einsatz weit über das hinausgeht, was man gelegentlich in der Presse erfährt.

Zurück zur Liste Pro Integration und zu ihrem Antrag: - Wann erfahren wir NW-Leser, was diese Gruppe an Integrationsarbeit leistet? - Wer sind die Mitglieder? - Sind sie auch außerhalb der Gremien aktiv, in denen sie dafür ggf. Sitzungsgeld kassieren?

Dors-Lothar Prokob, 32257 Bünde

Stellungnahme: "Größtmögliche Transparenz" über Gelder werde "selbstverständlich" praktiziert

Bünde (nw). Gegen die von der Liste Pro Integration erhobenen Vorwürfe (NW vom 26. März) bezieht der Verein International jetzt Stellung: "Wir sehen uns als Vorstand veranlasst, Wesen und Charakter des Vereins noch einmal zu erläutern", heißt es in der Mitteilung an die Presse.

Der Verein International ist ein eingetragener Verein, dem durch das Finanzamt aufgrund seiner satzungsmäßigen Ziele Gemeinnützigkeit bescheinigt wurde. "Das beinhaltet, dass wir eine ordnungsgemäße Buchführung regelmäßig gegenüber dem Finanzamt nachweisen", heißt es weiter. "Selbstverständlich" erhalte die Stadt Bünde jährliche Tätigkeits- und Rechenschaftsberichte.

Zum Vereinsrecht gehöre auch, dass jährlich Kassenprüfer die Buchführung überprüfen. Zusätzlich seien in den vergangenen Jahren Rechenschaftsberichte gegenüber Institutionen erstellt worden, die die Arbeit des Vereins in erheblichem Umfang unterstützt haben. "Wir sorgen damit für größtmögliche Transparenz in Bezug auf die Verwendung der uns zur Verfügung stehenden Finanzmittel, ohne die Persönlichkeitsrechte uns unterstützender Personen zu verletzen", schreibt der Vorstand. Die von der Liste Pro Integration kritisierte Förderung von Sprachkursen aus Mitteln des Integrationsrates aus 2016 sei "ausweislich des Protokolls der Sitzung vom 30. Januar 2017 ohne weitere Diskussion einstimmig beschlossen worden".

Zum Schluss wird der Vorstand deutlich: "Wir verwehren uns gegen jegliche Unterstellung, Mittel nicht ordnungsgemäß zu verwenden. Derlei unbegründete Zweifel ohne jegliche Belege öffentlich zu erheben, torpediert die Integrationsbemühungen der Stadt Bünde."

Integrationsrat: Die Liste Pro Integration beantragt, dass der Verein jährlich Auskunft über seine sämtlichen Einnahmen und Ausgaben gibt und sie dem Rat sowie den Ausschüssen vorlegt.

Bünde (nw). Die Liste Pro Integration möchte den Verein International dazu auffordern, am Jahresende Auskünfte über seine Einnahmen und Ausgaben im entsprechenden Jahr zu machen. Einen entsprechenden Antrag stellte die Liste jetzt für die nächste Sitzung des Integrationsrates im Juni.

"Die Auskünfte sollen an die Gremien überreicht werden, von denen der Verein finanzielle Unterstützung erhält, wie Rat, Ausschüsse und Integrationsrat. In dieser Erklärung sollen nicht nur die Einnahmen von der Stadt Bünde, sondern auch Einnahmen von anderen Behörden sowie Spenden aufgelistet werden", heißt es.

In der Begründung des Antrags bezieht sich die Liste Pro Integration auf die letzte Sitzung des Integrationsrates im Februar. Dort hatte es Unstimmigkeiten über einen Antrag des Vereins International über die Kostenübernahme für zwei Schwimmkurse für Geflüchtete gegeben, die in Zusammenarbeit mit der DLRG organisiert werden sollten.

Während Ulrich Papke vom Verein International angegeben habe, dass der Antrag stellvertretend für die DLRG gestellt werde, habe Karola Finke-Weber, Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Bünde, klargestellt, dass die DLRG nicht an dem Antrag beteiligt war und es auch keine Absprachen gegeben habe.

Wörtlich heißt es in dem Antrag: "Wir von der Liste Pro Integration sind verwirrt: Wenn diese Gelder, wie im Gremium von Herrn Papke behauptet, nicht für den DLRG und dessen Schwimmkurse für Flüchtlinge waren, für wen waren sie dann? Haben uns die Mitglieder der Liste International in der Sitzung die Unwahrheit erzählt?"

Damit in Zukunft sichergestellt werden könne, dass die Gelder sinnvoll ausgegeben werden und da ankommen, wo sie laut Beschluss hin sollen und damit bei den hohen Summen verantwortungsvoll Beschlüsse gefasst werden können, fordere die Liste Pro Integration eine jährliche Abrechnung des Verein International über die Einnahmen und die Ausgaben.

Bereits in einer Sitzung im November 2016 hätten Mitglieder des Integrationsrates Schwierigkeiten gehabt, den vom Verein International eingereichten Finanzierungsplan nachzuvollziehen. Damals hatte der Verein beantragt, die 2016 nicht verbrauchten Mittel des Integrationsrates zur Finanzierung eines Sprachkurses zu verwenden. So sei bei einigen Mitgliedern die Frage entstanden, ob sich der Verein International seine Arbeit mehrfach bezahlen lässt, da er auch zusätzlich Spenden bekomme.