Presse
Verein International: Große Hilfe im Unterricht. Weitere gebrauchte Geräte werden gern genommen
Bünde (nw). Mit einem neuen Angebot hat jetzt der Verein International seine Flüchtlingsarbeit erweitert. Die Teilnehmer eines Sprachkurses wurden mit gebrauchten Laptops ausgestattet. Ein Workshop zum Thema "Erste Schritte mit dem Laptop" sollte in die Anwendungsbereiche des Computers einführen. Dabei wurden die Geflüchteten vom Bünder Diplominformatiker Ralf Peschke im Jugendheim Ennigloh angeleitet.
Entstanden war die Idee in einem Deutschkurs unter der Leitung von Mareike Bitter, Studierende an der Uni Bielefeld. Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus kommen die Kursteilnehmer von montags bis freitags für vier Stunden zusammen, um die deutsche Sprache zu lernen.
Da es inzwischen auch Online-Selbstlernprogrammen gibt, stellte sich die Frage nach entsprechenden Computern. Mareike Bitter: "Die Geflüchteten können damit ihre Deutschkenntnisse unabhängig vom täglichen Unterricht anwenden und vertiefen. Außerdem bietet das Internet auch die Möglichkeit, den Kontakt zu Angehörigen im Herkunftsland aufrecht zu erhalten."
Ute Fröhlich vom Verein International kontaktierte die Firma Bollmeyer, die fünf ausrangierte Laptops zur Verfügung stellte. Fröhlich: "Das ist erst ein Anfang. Wir wollen damit auch Flüchtlingen die Chance geben, Medienkompetenz zu erwerben und sich in der digitalen Welt zu Recht zu finden." Zur Finanzierung des Projekts hat sich der Verein beim diesjährigen Bürgerprojekt der psd-Bank beworben. Unter der Internetadresse www.psd-buergerprojekt.de können Interessierte noch bis zum 4. Juli täglich ihre Stimme online zugunsten des Projekts abgeben.
Wer die Initiative noch mehr unterstützen möchte und über einen funktionstüchtigen Laptop verfügt, der nicht mehr gebraucht wird, findet bei Ute Fröhlich unter Tel. (0 52 23 / 30 45) eine Abnehmerin.
Ausschuss will erst am 13. Juli über möglichen Kita-Standort abstimmen
Von Daniel Salmon
Bünde(BZ). Beschlussfassung vertagt: Der Jugendhilfeausschuss hat in seiner Sitzung am Dienstag keine Entscheidung darüber gefällt, ob das Jugendheim in Ennigloh umgebaut und Standort einer Kita werden soll.
Entsprechende Planungen der Stadtverwaltung hatten bei einigen Gruppen, die das Gebäude an der Ellersiekstraße nutzen und umziehen müssen, im Vorfeld für Irritationen gesorgt. Vor allem der Verein International hatte sich in der Sache zu Wort gemeldet (wir berichteten). Eine entsprechende Entscheidung soll dennoch schnellstmöglich erfolgen – und zwar in einer Sondersitzung des Jugendhilfeausschusses am 13. Juli.
Jugendamtsleiterin Karin Schäffer wies am Dienstagabend zunächst auf die Dringlichkeit der Schaffung von Kita-Plätzen in Bünde hin: »Wir hatten im März bereits mitgeteilt, das wir mit höheren Kinderzahlen rechnen müssen.« Auch in Ennigloh würden ab dem 1. August 2018 zahlreiche Eltern von Kleinkindern, die einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz hätten, in die Röhre gucken – zumindest dann, wenn keine neuen Betreuungskapazitäten geschaffen würden.
»Wir müssen was tun«, so Schäffer. Auf der Suche nach einem Standort sei die Verwaltung in der Sache auf das Jugendheim gekommen, da ein Kita-Neubau zu viele Unwägbarkeiten mit sich brächte.
An der Ellersiekstraße könnten, wie berichtet, ab Sommer 2018 bis zu 45 Kinder betreut werden. Die Einrichtung würde als Dependance des Evangelischen Familienzentrums an der Dustholzstraße fungieren. Ein Umbau der Räume für Kita-Zwecke könnte mit Landes- und Bundesmitteln geschehen. Besonderes Augenmerk sei auf den Brandschutz zu legen.
»Allerdings steht das Jugendheim nicht leer«, so Günther Berg, Erster Beigeordneter. Mehrere Gruppen, allen voran der Verein International, nutzen das Jugendheim. Im Zuge einer Umnutzung für eine Kita wurde der Gruppe als neuer Standort das ehemalige Gesellschaftshaus der britischen Streitkräfte an der Kleiststraße in Hunnebrock vorgeschlagen. Berg: »Mit den anderen Nutzern haben wir noch keine Gespräche geführt. Wir wollten erst ein politisches Votum abwarten. Aber auch für diese suchen wir nach Alternativen.«
Berg würdigte die Arbeit des Vereins International und betonte, dass ein möglicher neuer Standort an der Kleiststraße für die Arbeit der Ehrenamtler besser geeignet sei als der bisherige. »Die Fläche ist größer, in Hunnebrock leben die meisten Flüchtlinge. Es bestehen eine gute ÖPNV-Anbindung und eine große Zentrumsnähe.«
In dem Gebäude, das vergangenen Winter renoviert wurde, finden derzeit bereits Integrations- und Sprachkurse für Asylbewerber statt. Ein Umzug der Ehrenamtler müsste frühestens zum Jahresende erfolgen.
Arndt Settnik (Grüne) betonte mit Blick auf die verschiedenen Interessenlagen: »Wir sollten nichts übers Knie brechen, uns mit den Nutzergruppen des Jugendheims noch mal zusammensetzen. Aber wir müssen uns in der Sache auch ranhalten.« Ähnlich sah das Jan-Phillip Schnier für die SPD: »Wir wollen keine vorschnelle Entscheidung treffen und halten es für sinnvoll, uns in 14 Tagen noch mal mit dem Thema zu befassen.« Direkt vor der Sitzung solle dann der Ortstermin in Hunnebrock mit Vertretern des Vereins International stattfinden.
Oliver Ulich (CDU) hätte eine Entscheidung für eine etwaige Kita-Nutzung gerne noch am Dienstagabend herbeigeführt: »Ich glaube, wir haben in 14 Tagen keine andere Faktenlage.« Verwaltungsseitig wurde dennoch der 13. Juli als Termin ins Auge gefasst. Mit 11 zu 4 Stimmen wurde die Beschlussfassung auf dieses Datum vertagt.
Zur Berichterstattung über die Pläne der Stadtverwaltung, das Jugendheim Ennigloh in einen Kindergarten umzuwandeln und die bisher dort untergebrachten Vereine und Institutionen vor die Tür zu setzen (NW vom 13. Juni), schreibt dieser Leser:
Im Artikel zum Jugendheim Ennigloh sowie in seinem Kommentar geht der NW-Redakteur sehr nachsichtig mit der Stadtverwaltung um. Natürlich ist es anerkennenswert, dass man in Bünde bemüht ist, neue Kindergartenplätze zu schaffen. Wenn man jedoch die Ausführungen des Beschlussvorschlags für den Jugendhilfeausschuss ein wenig kritischer anschaut, erkennt man schnell, dass dort einfach die einen gegen die anderen ausgespielt werden: Kindergartenplätze gegen Bürger-Engagement.
Das Jugendheim Ennigloh hat sich im Laufe der letzten Jahre für viele von Bünder Bürgern getragene Initiativen zu einer Heimat entwickelt. Immer, wenn eine Gruppe mit der Anfrage um einen Raum für ihre Initiative an die Stadt herantrat, wurde ihr die Mitbenutzung des Hauses erlaubt. Faktisch dient das Jugendheim inzwischen als Bürgerhaus.
Es wird intensiv durch zahlreiche verschiedene Gruppen und Vereine mit Büros bzw. als Treffpunkt für die Mitglieder und natürlich für die eigentliche bürgerschaftliche Arbeit genutzt: es gibt dort mehrere Sportgruppen, den Verein International, zwei Selbsthilfegruppen, den Kreis der Akkordeonspieler, das Kultur-Karree, den nahezu täglichen Kleingruppenunterricht für Flüchtlinge, jeden Donnerstag das bekannte und von vielen Menschen besuchte Café International und einiges anderes. Es muss den Verantwortlichen in Verwaltung und Rat klar sein, dass Bünder Bürger mit ihren Interessen und selbst getragenen Initiativen im Ennigloher Jugendheim eine gesellschaftlich bedeutsame Arbeit leisten, die ebenso wie die Kindergärten der Unterstützung der Stadt bedarf.
Die Pläne der Verwaltung machen eine ganz andere Haltung deutlich: Sie bedeuten, dass man die Initiativen und Gruppen ab Januar 2018 einfach vor die Tür setzt. Darin zeigt sich ein kurzsichtig-kaltschnäuziger Umgang mit dem für die Stadt in vielen Belangen wichtigen Bürger-Engagement, das man auf diese Weise einfach übergeht und somit abqualifiziert.
Hoffentlich erkennt der Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung am Dienstagabend, dass der Entwurf der Verwaltung übers Knie gebrochen wurde und nur eine wunderbar einfache Vermehrung von Kindergartenplätzen suggeriert. Er darf keine politische Mehrheit erhalten.
Dors-Lothar Prokob
Bünde
© 2017 Neue Westfälische
11 - Bünde, Montag 19. Juni 2017
Verein International nimmt zu geplanter Kita im ehemaligen Jugendheim Stellung
Bünde (BZ/sal).Wenig glücklich ist der Verein International mit dem Vorschlag der Bünder Stadtverwaltung an die Kleiststraße umziehen zu müssen, sollte das ehemalige Ennigloher Jugendheim in eine Kita umgewandelt werden.
Wie berichtet sollen sich die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses am heutigen Abend mit dem Thema befassen. Frühestens zum 1. August 2018 könnte eine Betreuungseinrichtung als Dependance des nahegelegenen Evangelischen Familienzentrums seine Arbeit aufnehmen. 45 Kinder könnten dort unterkommen.
Bislang nutzt der Verein die Räume an der Ellersiekstraße regelmäßig. Der von der Verwaltung ins Spiel gebrachte alternative Treffpunkt im ehemaligen »Medical Centre« stößt seitens der Ehrenamtler auf Kritik.
»Wir unterstützen die Absicht der Stadtverwaltung, kurzfristig das Angebot an Kita-Plätzen zu verbessern, auch im Hinblick auf die große Zahl von Flüchtlingskindern. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für gelingende Integration«, schreibt Ulrich Papke, Vorsitzender des Vereins International in einer Stellungnahme.
Er betont: »Den maßgeblichen Anteil unserer ehrenamtlichen Arbeit könnten wir am vorgeschlagenen Standort nicht weiterführen. In Bezug auf unseren Büroraum wäre eine Verlagerung in die Kleiststraße keine Verschlechterung, jedoch wären wir nicht in der Lage, den zur Zeit maßgeblichen Anteil unserer Arbeit, den Betrieb unseres Café International, an dem Standort fortzusetzen.«
Das wöchentlich angebotene »Café« am Donnerstagnachmittag wäre in der bisherigen Form dort nicht zu ermöglichen. Papke: »Derzeit begegnen sich im Jugendheim eine Vielfalt an Religionen, Ethnien und Nationalitäten mit etwa 25 ehrenamtlichen Helfern in einem ausreichend großen Raum mit angrenzender Innen- und Außenspielfläche inklusive Sportplatznutzung.«
Um 60 bis 70 regelmäßige Gäste in einer einladenden Atmosphäre begrüßen zu können, sei eine Küche in der Größe und Ausstattung wie im Jugendheim erforderlich. »Eine Verlegung des Treffpunkts würde die Gettoisierung des Hunnebrocker Viertels unterstützen«, betont der Vorsitzende. In Hunnebrock gebe es keinen ausreichend großen Raum. Die kleineren Räume würden vielmehr eine Tendenz zur nationalen Gruppenbildung fördern.
Papke erklärt: »Da die langfristige Nutzung an der Kleiststraße nicht geklärt ist, würde ein Umzug wieder nur ein Provisorium bedeuten. In Anerkennung der Arbeit etlicher ehrenamtlicher Initiativen in Bünde wäre es längst an der Zeit, dass die Stadt sich Gedanken macht, an welchem Ort in Bünde bürgerschaftliches Engagement auch in Zukunft dauerhaft stattfinden kann.«
Der Verein International appelliere daher an die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses, dass keine Abstimmung erfolgt, solange keine annehmbaren Alternativen zur jetzigen Nutzung für alle beteiligten Initiativen von Bürgern und Gruppen ausgewiesen seien.
Jugendheim Ennigloh: Zusammenschluss der Bünder Künstler fühlt sich übergangen. Kritik kommt auch vom Verein International. Jugendheim soll in Kita umgewandelt werden
Von Thorsten Mailänder und Stefan Boscher
Bünde. Die Sprecherin des Kunst-Karrees, Birgitt Vogt, ist restlos bedient. Sie hat am vergangenen Dienstag aus der Neuen Westfälischen erfahren, dass das Jugendheim zum August kommenden Jahres zu einem Kindergarten umgebaut werden soll und anderen Gruppen nur noch bis Ende 2017 zur Verfügung steht.
Diese Vorgehensweise schlägt das städtische Jugendamt vor. Wie exklusiv berichtet, soll das Haus am Sportplatz in einen Kindergarten mit zwei Gruppen umgewandelt werden. Bisher dient das Jugendheim mehreren Vereinen und Institutionen als Unterkunft, neben dem Kunst-Karree unter anderem auch dem Bünder SV, einer Akkordeongruppe und Selbsthilfegruppen. Wie es für die Nutzer weitergehen soll, wenn der Jugendhilfeausschuss die Pläne am kommenden Dienstag (19 Uhr, Rathaus) absegnet, ist unklar.
KUNST-KARREE
Birgitt Vogt betont, dass sie seit mehr als 18 Jahren ehrenamtlich in der Stadt Bünde arbeitet. "Das Ennigloher Jugendheim stand immer im Mittelpunkt meiner Arbeit. Hier befand sich zunächst die Wichtelwerkstatt für die Weihnachtsmärkte am Dustholz und an der Laurentius-Kirche. Das Kunst-Karree hat hier bis heute seine Heimat. Der Vorplatz und das Gebäude bilden die zentralen Stellen beim Ennigloher Herbst", erzählt Vogt. Sie stört vor allem, dass im Vorfeld nicht mit ihr gesprochen worden sei: "Ein Anruf hätte genügt, um uns zu informieren", schimpft die Sprecherin des Kunst-Karrees. Sie ist der Meinung, dass der Ortsteil mit der Nutzungsänderung des Jugendheims seinen "letzten Austragungsort für kulturelle Veranstaltungen" verlieren würde.
Die inzwischen nicht mehr modernen Schafräume hielten die Städtepartnerschaften mit Leisnig in Sachsen und Jakobstad in Finnland am Leben. Zwar sei das Haus renovierungsbedürftig, so Vogt, sie selbst sei jedoch "vehement dafür, es für Sport, Kultur und Vereine in Ennigloh zu erhalten". Ihre Forderung: "Die betroffenen Gruppen müssen an einen Tisch. Ich hoffe, die Beschlussfassung des Jugendhilfeausschusses wird vertagt."
VEREIN INTERNATIONAL
Zwar unterstütze man die Absicht der Stadtverwaltung, "kurzfristig das Angebot an Kitaplätzen zu verbessern, auch im Hinblick auf die große Zahl von Flüchtlingskindern", schreibt Ulrich Papke. Einen möglichen Umzug des Vereins International vom Jugendheim Ennigloh an die Kleiststraße findet der stellvertretende Vorsitzende jedoch "höchst problematisch". Denn: "Den maßgeblichen Anteil unserer ehrenamtlichen Arbeit könnten wir am vorgeschlagenen Standort nicht weiterführen."
So wäre das wöchentlich angebotene Café am Donnerstagnachmittag in der bisherigen Form dort nicht zu ermöglichen. Derzeit begegnet sich im Jugendheim die Vielfalt an Religionen, Ethnien und Nationalitäten mit etwa 25 ehrenamtlichen Helfern. Bis zu 70 Besucher würden regelmäßig an dem Café teilnehmen, so Papke. Und weiter: "Eine Verlegung des Treffpunkts würde die Ghettoisierung des Hunnebrocker Viertels unterstützen."
Hingegen liege das Jugendheim "gerade in dieser Hinsicht ideal in relativer Nähe zu den Unterbringungen am Habighorster Weg, Steglitzer Straße, Asternstraße, Engelstraße und Behringstraße". In Hunnebrock gebe es keinen ausreichend großen Raum mit Cafécharakter, stattdessen würden "die kleineren Räume vielmehr eine Tendenz zur nationalen Gruppenbildung" fördern.
Zudem sei die langfristige Nutzung der Kleiststraße nicht geklärt, ein Umzug würde "wieder nur ein Provisorium bedeuten", so Papke. Und weiter: "Der Verein International appelliert an die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses, dass keine Abstimmung erfolgt, solange keine annehmbaren Alternativen zur jetzigen Nutzung für alle beteiligten Initiativen von Bürgern und Gruppen ausgewiesen sind."
HISTORIE DES HAUSES
Das Jugendheim war bis vor einigen Jahrzehnten eine Jugendherberge. Als der Herbergsvater Hans Tuschmann vor etwa 30 Jahren in den Ruhestand ging, übernahm die Stadt Bünde das Haus mit den Übernachtungsmöglichkeiten. Der Fußballnachwuchs von Borussia Mönchengladbach, Arminia Bielefeld, VfL Osnabrück und Borussia Dortmund hat hier genächtigt. Unzählige Schulungen, Tagungen, Versammlungen und Lehrgänge haben im Ennigloher Jugendheim stattgefunden.